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Opis: Mit 8 Portraits, gezeichnet von Wilhelm Hensel. BERLIN. B. Behr's Verlag Steglitzer Strasse 4. 1906., str 384+400, stan db/db+ podniszczona lekko ok³adka, zakurzona) ISBN Geleitwort zur zehnten Auflage. Diese neue Auflage der Familie Mendelssohn darf nicht ohne einleitende Worte in die Welt gehn. Der Verfasser des Baches weilt, nicht mehr unter den Lebenden, und mir, seinem ältesten Sohne, fällt es zu, dieselbe Pflicht zu erfüllen, die der Dahingeschiedene seinen Voreltern gegenüber in treuer Pietät übernommen hat. Das dieser Auflage beigegebene Bild meines Vaters zeigt ihn, wie er gegen Ende seines Lebens war, und wird, wie ich hoffe, Vielen eine willkommene Zugabe sein. Die „Familie Mendelssohn" bricht bei dem Tode meiner Grossmutter ab, und dies Ereignis bildete auch in dem Leben meines Vaters einen wichtigen und folgenschweren Einschnitt. Wohl hatte er in den Geschwistern seiner Mutter, Paul Mendelssohn-Bartholdy und Rebecka Lejeune-Dirichlet, treue und zuverlässige Berater, die dem Sohn ihrer früh entrissenen Schwester liebevoll zur Seite standen, aber sein Elternhaus hatte mit dem Tode der Mutter die Bedeutung eines Heims für ihn verloren. Sein Vater, Wilhelm Hensel, durch den Tod der geliebten Frau innerlich gebrochen, durch tiefgehende Verschiedenheit, namentlich in seinen politischen Ansichten, die sich von dem jugendlichen Badicalismus des Sohnes weit entfernten, von ihm getrennt, vermochte bei aller innigen Zuneigung nicht den Einfluss auf den Sohn zu gewinnen, den die Mutter so segensreich ausgeübt hatte. Der selbsterwählte Beruf meines Vaters, die Landwirtschaft,, führte ihn bald aus den geistig angeregten Kreisen Berlins, in denen sein Leben sich bewegt hatte, hinaus, und es folgten lange Jahre voll harter Arbeit und ruhiger der eigenen Ausbildung gewidmeten Stunden, in denen weniger das augenblickliche Leben als die Erinnerung an die Vergangenheit seine Gedanken beschäftigten. Als er dann einen eigenen Hausstand gegründet, fern von der früheren Heimat in dem damals noch in provinzieller Abgeschiedenheit verharrenden Ostpreussen, war es ihm ein Bedürfnis, dass seine Kinder an diesen Erinnerungen teil haben sollten, und so entstand das vorliegende Buch. Erst lange Zeit später, als er wieder nach Berlin zurückgekehrt war, entschloss er sich, das Buch der Oeffentlichkeit zu übergeben, und der Wunsch, den Felix Mendelssohn-Bartholdy seiner geliebten Schwester Fanny aussprach: »es möge ihr die Druckerschwärze nie schwarz und nie drückend sein", hat sich an meinem Vater in vollstem Masse erfüllt. Er hat viel Freude an diesem Buch gehabt, sich viele bekannte und unbekannte Freunde dadurch erworben, und es ist mir ein Bedürfnis, an dieser Stelle den Freunden zu sagen, wie wertvoll der Gedanke, ihnen durch sein Buch nahe getreten zu sein, für meinen Vater bis in die letzten Tage seines Lebens gewesen ist. In das stille Westend, in dem Sebastian Hensel die letzten Jahre seines Lebens bis zu seinem Tode am 13. Januar 1898 verbrachte, kamen immer auf's Neue Zeichen dafür, dass sein Buch für viele ein wertvolles geistiges Besitztum geworden sei, dass die Saat, die er einst, nur seiner Kinder gedenkend, ausgestreut hatte, auch fur Fremde zum Segen geworden war. Die „Familie Mendelssohn" hat, wie schon ihr Titel andeutet, in der deutschen Memoirenlitteratur eine ganz eigentümliche Stellung. Nicht ein einzelner Mensch steht im Mittelpunkt, sondern es ist die geistige Entwickelung einer Reihe von Menschen, die uns hier vorgeführt wird, und bei aller individuellen Verschiedenheit sind es eben die gemeinsamen Züge, zu denen mit Vorliebe das Auge des Beschauers immer wieder zurückkehrt; denn es ist eine köstliche Familiengeschichte, die sich hier offenbart. Wir sind heute nur allzu leicht geneigt, bei dem Gedanken der Vererbung die trostlosen und düstern Seiten hervortreten zu lassen und nicht daran zu denken, dass in den Kindern in der geistigen Atmosphäre des Elternhauses auch die guten und tüchtigen Eigenschaften der Eltern sich immer wieder aufs Neue hervorbringen. Diese Wahrheit sollte vor allen die Familie Mendelssohn eindringlich predigen, und diese Predigt hat willige Ohren gefunden. Noch ein Anderes ist zu berücksichtigen: Es sind zum Teil Töne wie aus einer vergessenen Welt, die aus diesem Buch zu uns hinüberklingen; fast alle Interessen, die unser modernes Leben bewegen, sind den Menschen, von denen dieses Buch handelt, fremd geblieben ihr Leben hindurch. Es sind unmoderne Menschen von Grund aus, mit denen wir hier in Berührung kommen, und der dies Buch schrieb, konnte es nur deshalb schreiben, weil er selber ein unmoderner Mensch war, weil sein Herz den Idealen seiner Jugend treu blieb, so klar auch sein scharfer Verstand ihm das Einseitige dieser Ideale zeigte. Aber er war des festen Glaubens, dass nichts von dem, was einmal ein menschliches Herz zu grossen und reinen Gefühlen bewegt hatte, jemals veralten könne; dass das allgemein Menschliche, so wenig es auch in den Interessenkämpfen unserer Zeit vernehmbar wird, doch immer wieder die letzten Zielpunkte der menschlichen Lebensrichtung abgeben mnss. Er lebte des Glaubens, dass eine Zeit kommen werde, die mehr Verständnis für eine Lebensführung in diesem Sinne haben werde, als es der unsrigen möglich ist. Und er fühlte sich wie einer jener Wettläufer, von denen uns Plato erzählt, welche die Fackel des Lebens weiter geben an den sie Ablösenden. Er dachte dabei zunächst an seine Kinder, er freute sich, dass seine Hoffnung übertroffen wurde, möge sein Werk noch lange in diesem Sinne Frucht tragen. Westend, im September 1900. Paul Hensel. |